Jonathan, der Held der Geschichte, ist ein äußerlich eher benachteiligter Junge - er sitzt im
Rollstuhl. Doch diese Behinderung öffnet Jonathan für Empfindungen und Gefühle, die er
tiefer, intensiver empfindet als die meisten anderen Menschen. Am stärksten von allem aber
reflektiert Jonathan die Liebe, die andere Menschen ihm gegenüber gezeigt haben - sein
Vater, Jacob; der Hausdiener, Samuel und sein Großvater, Jonathan. Wie in einem
Hohlspiegel fängt er diese Liebe auf, und strahlt sie in konzentrierter Kraft wieder aus.
Jonathan hat die Fähigkeit der vollkommenen Liebe.
Doch davon weiß er zunächst nichts. Nur derjenige, der ihn gerade deshalb auserwählte und
ihn in seinen Träumen in die Welt Neschan versetzte, ihn dort zum Knaben Yonathan werden
ließ, kennt diese Anlage, die wie ein Samenkorn in seinem Innern verborgen liegt und darauf
wartet, in voller Pracht aufblühen zu können.
Als Yonathan von Benel den Auftrag erhält, den Stab Haschevet zum Garten der Weisheit zu
bringen, erfährt er, warum die Wahl auf ihn fiel. Zudem wird ihm gesagt, er müsse das Böse
mit dem Guten besiegen. Da die Fähigkeit der ihm innewohnenden Liebe ein Teil seines Ichs
ist, versteht er diese Worte zunächst nicht voll. Er glaubt, er müsse die Fähigkeit der Liebe in
absoluter Weise widerspiegeln. Als er durch den Stab Haschevet einen der Männer Sethurs
tötet und später auch - so glaubt er jedenfalls - Sethur zu Tode bringt, ist er überzeugt, versagt
zu haben. Sein selbstgesteckter Anspruch, eine absolute Vollkommenheit in der Liebe zu
erlangen, stellt sich als unerreichbar heraus.
Erst Schritt für Schritt, durch den Rat seiner Freunde und schließlich durch die Aufklärung
Goels, des sechsten Richters, begreift Yonathan, dass die vollkommene Liebe eines Menschen
nicht absolut sein kann. Nur Yehwoh ist ohne jeden Fehl. Alle vernunftbegabten Wesen
müssen sich mit einem Abglanz dieser göttlichen Vollkommenheit zufrieden geben. Deshalb ist auch ihre Liebe nur in relativer Hinsicht vollkommen; in dem Maße wie sie den Zweck
erfüllt, dem sie dient.
Doch Yonathan lernt noch etwas anderes: Die vollkommene Liebe und der Hass schließen
einander nicht aus. Seine Hassgefühle gegenüber dem Bösen, hatten ihn im Verlauf der
Geschichte immer wieder in Zweifel gestürzt. Aber sie waren durchaus legitim. Er begreift:
Das Böse zu hassen ist die Pflicht der Liebe, ebenso wie es ihre Pflicht ist, den Hassenden zu
lieben - nicht als Freund, aber als ein achtenswertes Geschöpf, dass sich von der Dunkelheit
abwenden mag, um sich dem Licht zuzuwenden.
Bei seiner letzten Begegnung mit Sethur, dem Heerobersten des Dunklen Herrschers, zeigt
Yonathan ihm gegenüber Mitgefühl - obwohl er Sethurs schlechte Taten verabscheut.
Dadurch wird Yonathans Liebe vollkommen gemacht, sie erfüllt ohne Makel den Zweck, den
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